Prof. Dr. Volker Busch auf der Bühne des Innovativen Management 2021
News · 18.11.21

Mutig handeln. Ein Appell an die öffentliche Verwaltung

„Mut ist machbar“ – aber zwei Widersacher halten den menschlichen Mut klein: Gewohnheit und Angst. In der diesjährigen Keynote beim Kongress „Innovatives Management“ nahm Arzt und Neurologe Prof. Dr. Volker Busch sein Publikum mit auf eine kurzweilige Reise in die Wissenschaft. Die Essenz seines humorvollen Vortrags: Das Tun ist der Schlüssel, nicht das Denken.

Mut-Killer Nummer 1: Die Gewohnheit

Die Gewohnheit ist mächtig. Deshalb lieben wir alle den Fortschritt; aber niemand die Veränderung. Am Ziel wird gefeiert; doch auf dem Weg dahin gekrittelt. Es ist ein steiler Pfad hin zu einer neuen Routine. 60 bis 90 Tage brauchen wir dafür, denn unsere Gewohnheiten manifestieren sich buchstäblich in unserem Schädel: Sie lassen sich als „Trampelpfade“ im Gehirn nachweisen. Dort kommunizieren 80 Milliarden Nervenzellen miteinander und verschalten sich zu vorgefertigten Bahnen, wenn sie wiederholt in gleicher Folge angesprochen werden. Sie bilden Muster, vertiefen und verknüpfen sich – und erhalten sich selbst. Umso wichtiger ist es, eben diese gewohnten Pfade zu verlassen und so oft wie möglich Neues zu wagen – auch, wenn sich das merkwürdig anfühlt.

Volker Busch nutzt zwei bekannte Beispiele: Die „falsch“ gefalteten Hände und die „verkehrt herum“ verschränkten Arme. Sie sind reine Gewöhnungssache. Falten oder verschränken wir unsere Extremitäten acht Wochen lang fünfmal am Tag genau gegensätzlich, hebt sich das Gefühl von richtig und falsch auf. Mehr noch: Verändertes Tun bringt tatsächlich messbare Verbesserungen unserer Hirnleistung. Durch das Verlassen der Gewohnheit steigt die Denkgeschwindigkeit, und das Gedächtnis wird gestärkt; die Fehlererkennung und die Entscheidungsfindung werden besser. Durch Herausforderungen vermehren sich unsere Hirnzellen und ihre Verschaltungen; das Volumen unseres Gehirns nimmt zu. Das heißt: Veränderung lässt das Hirn wachsen. Professor Busch verspricht: „Dinge neu zu tun, hält geistig jung!“ Es sei ein „natürliches Hirndoping“, so der Forscher.

„Mut ist machbar“

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Zuversichtlich das Neue begrüßen

Neu-Machen und Neu-Lernen ist deshalb das beste Rezept gegen das Altern, so Busch. Für dieses Wagnis werden wir belohnt – mit Dopamin-Ausschüttungen und der Erfahrung, dass es gar nicht so schlimm kommt wie befürchtet. Das wusste schon der Philosoph Montaigne (1533–1592): „Mein Leben war voller schrecklicher Unglücke, die nie eingetreten sind.“ Darin steckt die Erkenntnis, dass die meisten Bedenken unnötig sind. Diese Erfahrung lässt sich belegen: „Wir überschätzen das Negative. In 70 Prozent der Fälle kommt es besser als erwartet“, weiß Volker Busch. Es ist daher berechtigt, zuversichtlich das Neue zu begrüßen.

Bereits kleinste Veränderungen bringen Impulse für das Hirnwachstum. Deshalb rät Busch Teams und Führungskräften zu einem „Revolutionstag“. Die Idee: regelmäßig einen Tag lang alles anders machen als sonst. Die Teetrinkerin probiert Kaffee; der IT-Spezialist liest ein Gartenbau-Magazin; der Stammgast geht in eine andere Bar. Die Übung zeigt: Mut ist machbar, und Veränderung ist möglich.

Mut-Killer Nummer 2: Die Angst

Das zweite große Hemmnis ist: zu viel Angst. Es hat archaische Gründe, dass die Angst vor dem Neuen größer ist als statistisch angebracht. Sie war einmal ein überlebensnotwendiger Instinkt. Keine Angst zu haben, kann fataler sein, als zu ängstlich zu sein; Angst schützt uns vor Torheiten, Tod und Teufel. Ob Sicherheitsbedenken oder Kontrollverlust, allen Erscheinungsformen der Angst liegt das Erkennen einer Gefahr zugrunde, zeigt Busch auf. Der Drang, dieser Gefahr auszuweichen, ist stets der erste Impuls und schneller als unser Belohnungssystem.

„Wir überschätzen das Negative. In 70 Prozent der Fälle kommt es besser als erwartet.“

Prof. Dr. Volker Busch Neurowissenschaftler und Arzt

Schritt für Schritt vorgehen

Aber: Wir müssen etwas wagen! Denn den Mut zur Veränderung entwickeln wir wiederum erst und ausschließlich über das Handeln – eine echte Zwickmühle. „Nur wer handelt, kommt vorwärts im Leben“ lautet ein Ergebnis der Hirnforschung. Volker Busch nennt das Handeln daher ganz plakativ das „Grundbetriebssystem des Gehirns“. Rein aus dem Handeln lernen wir und entwickeln den Mut für den nächsten Schritt. Dagegen sind unser Verstand und das Denken an der Zuversicht nicht beteiligt. Um nicht vom Denker zum Bedenkenträger zu werden, gilt es, im Handeln zu bleiben. „Wir denken zu viel und handeln zu wenig“, ist sich der Neurologe sicher.

Mut ist also kein Heldentum. Mut ist machbar. Das hat auch die Corona-Krise gezeigt. In der öffentlichen Verwaltung wurden schnell tragfähige Lösungen geschaffen – und der Stolz auf das Erreichte ermutigt zu weiteren Taten. Denn mit dem Tun entwickelt sich auch die Zuversicht, weiß Busch. In Unternehmen kursiert dazu Zahlencode: Es ist in Ordnung, zu 90 Prozent alles so zu machen wie immer; solange zehn Prozent dem Ausprobieren und Andersmachen gewidmet sind. Diese zehn Prozent sind ausschlaggebend für den Erfolg und die Entwicklung der gesamten Organisation. Ein guter Ansporn für die öffentliche Verwaltung.

Mehr zu Prof. Dr. Volker Busch erfahren Sie auf seiner Website.

Hintergrundinformationen

Innovatives Management 

Der Kongress „Innovatives Management“ ist eine interdisziplinäre Plattform für den fachlichen Austausch über Verwaltungsthemen. Die Teilnehmer:innen diskutieren aktuelle Trends und Entwicklungen in der öffentlichen Verwaltung. Die Veranstaltung jährte sich zum 21. Mal. Veranstalter ist die MACH AG. Weitere Informationen sowie Video- und Bildmaterial liefert die Veranstaltungsseite. 
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Pressemitteilungen
#Innovatives Management

#IMA2021: So gelingt der Post-Corona-Spagat

Zum 21. Mal lud die MACH AG Entscheider:innen aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zum Kongress „Innovatives Management“ nach Lübeck ein. Die Quintessenz des Tages: Corona hat Schwachstellen der Digitalisierung aufgedeckt, mutige Veränderungen bewirkt und modernes Arbeiten vorangebracht – ein wichtiger Schritt, um für die Zukunft gerüstet zu sein.